Wie narzisstische Züge den beruflichen Aufstieg fördern (oder behindern)

In der modernen Welt werden Erfolg, Charisma und Selbstvermarktung oft miteinander verbunden.

Auf den ersten Blick scheinen diese Eigenschaften mit dem übereinzustimmen, was Psychologen als narzisstische Züge bezeichnen. Doch können sie tatsächlich zum beruflichen Erfolg beitragen – oder stehen sie einer gesunden Karriereentwicklung im Weg? Schauen wir uns das genauer an, gestützt auf Forschungsergebnisse und reale Beispiele.

Was sind narzisstische Züge?

In der Psychologie ist Narzissmus nicht immer etwas Pathologisches. Es handelt sich um ein Spektrum von Persönlichkeitsmerkmalen, die Selbstvertrauen, den Wunsch nach Anerkennung, Führungsdrang und das Bedürfnis, im Mittelpunkt zu stehen, umfassen. In moderatem Maß gelten diese Merkmale als normal und sogar hilfreich. Laut der American Psychological Association (APA) äußern sich narzisstische Züge oft in einem hohen Selbstwertgefühl, Durchhaltevermögen und Ehrgeiz.

Merkmal Positive Ausprägung Negative Ausprägung
Selbstvertrauen Fähigkeit, Ideen zu präsentieren, Verantwortung zu übernehmen Missachtung anderer Meinungen
Ehrgeiz Streben nach Wachstum und Zielerreichung Übermäßiger Wettbewerb und Erschöpfung
Bedürfnis nach Anerkennung Motivation für beruflichen Erfolg Abhängigkeit von Lob und Status

Wann Narzissmus der Karriere hilft

Studien zeigen, dass moderate narzisstische Züge förderlich für die berufliche Zielerreichung sein können. Eine Studie auf PubMed zeigt, dass Menschen mit einem mittleren Maß an Narzissmus häufig schneller Führungspositionen erreichen als weniger selbstsichere Kollegen. Sie können andere inspirieren, ihre Leistungen überzeugend darstellen und Vertrauen bei Vorgesetzten aufbauen.

Beispiel aus dem Alltag: Lukas, ein Vertriebsmanager, erzählt, dass sein Selbstbewusstsein und seine Fähigkeit, Eindruck zu machen, ihm halfen, schnell Karriere zu machen. Er zögerte nicht, über seine Erfolge zu sprechen oder neue Ideen vorzuschlagen. Mit der Zeit bemerkten seine Kollegen jedoch, dass Lukas selten Fehler eingestand und ungern Anerkennung teilte.

Ein solches Muster ist bei vielen Führungskräften zu beobachten. Narzissmus kann zum Antrieb für den beruflichen Aufstieg werden, wenn der Ehrgeiz konstruktiv genutzt wird – nicht auf Kosten anderer, sondern gemeinsam mit ihnen.

Wann Narzissmus die Entwicklung behindert

Die Schattenseite des Narzissmus zeigt sich in Schwierigkeiten mit Empathie und Teamarbeit. Wie die Mayo Clinic betont, kann ein übermäßiges Bedürfnis nach Bewunderung und Überlegenheit zu Konflikten und Misstrauen im Team führen. Solche Menschen neigen dazu, Kritik als persönlichen Angriff zu sehen und nach Schuldigen zu suchen, statt die Situation zu reflektieren.

Kommentar der Autorin: Viele moderne Unternehmenskulturen fördern unbewusst narzisstische Verhaltensweisen – schließlich gelten selbstbewusste, durchsetzungsstarke Personen oft als „geborene Führungskräfte“. Langfristig führen jedoch Burnout, Konflikte und hohe Fluktuation unausweichlich dazu, dass das Gleichgewicht zwischen Selbstvertrauen und Empathie verloren geht.

Das Gleichgewicht: Selbstsicherheit ohne Selbstverliebtheit

Der Schlüssel zum Erfolg liegt im Gleichgewicht. Psychologen von Harvard Health Publishing betonen, dass narzisstische Züge dann problematisch werden, wenn jemand aufhört, die Bedürfnisse anderer zu berücksichtigen. Erfolgreiche Fachkräfte verbinden Selbstachtung mit Respekt gegenüber Kolleginnen und Kollegen – und werden so zu stabilen und authentischen Führungspersönlichkeiten.

Beispiel aus dem Alltag: Anna, Leiterin der IT-Abteilung, verfügt über ein starkes Selbstwertgefühl, nutzt es aber nicht zur Dominanz, sondern zur Motivation ihres Teams. Sie fördert Eigeninitiative und spricht offen über eigene Fehler. Das Ergebnis: hohe Leistung und ein niedriger Stresspegel im Team.

Wie man einen gesunden Narzissmus entwickelt

Einige Expertinnen und Experten von WebMD empfehlen folgende Strategien, um ein gesundes Gleichgewicht zu fördern:

  • Regelmäßig Feedback von Kolleginnen und Kollegen einholen und es ohne Abwehrhaltung annehmen;
  • Empathie trainieren – sich bewusst in andere hineinversetzen;
  • Nicht nur persönliche, sondern auch gemeinsame Ergebnisse in den Fokus stellen;
  • Sich daran erinnern, dass Anerkennung nicht der einzige Maßstab für den eigenen Wert ist.

Wann man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollte

Wenn narzisstische Züge die Kommunikation erschweren, zu ständigen Konflikten führen oder ein Gefühl innerer Leere hervorrufen, kann es hilfreich sein, eine Psychologin oder einen Psychologen aufzusuchen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Schritt zu mehr Selbstkenntnis. Psychotherapie kann emotionale Reife fördern und dabei helfen, nicht nur die eigenen Leistungen, sondern auch gesunde Beziehungen wertzuschätzen.

Frage: Kann man narzisstische Züge vollständig loswerden?
Antwort: Vollständig nicht – und das ist auch nicht nötig. Wichtig ist, sie zu verstehen und konstruktiv zu steuern.

Frage: Wie unterscheidet man Selbstvertrauen von Narzissmus?
Antwort: Selbstvertrauen basiert auf echten Kompetenzen und Respekt gegenüber anderen, während Narzissmus oft mit dem Bedürfnis nach ständiger Bewunderung einhergeht.

Frage: Warum werden manche Narzissten erfolgreiche Führungskräfte?
Antwort: Ihr Selbstvertrauen, ihre Ausstrahlung und Zielstrebigkeit helfen ihnen, sich besonders in wettbewerbsorientierten Umgebungen schnell durchzusetzen, wo Selbstpräsentation eine große Rolle spielt.

Fazit: Narzissmus als Werkzeug, nicht als Ziel

Narzisstische Züge machen niemanden automatisch gut oder schlecht – sie sind Teil der Persönlichkeit und können sinnvoll genutzt werden. Ein gesundes Maß an Selbstvertrauen, Ehrgeiz und Anerkennungsstreben kann eine starke Ressource sein, solange es nicht in Überheblichkeit oder Gleichgültigkeit gegenüber anderen umschlägt.

- Erkennen Sie bei sich selbst narzisstische Züge?
- Helfen sie Ihnen in Ihrer Karriere oder erschweren sie den Umgang mit Kolleginnen und Kollegen?
- Was ist Ihnen wichtiger – Anerkennung oder gegenseitiger Respekt im Team?

Haftungsausschluss: Dieser Artikel dient ausschließlich Informations- und Bildungszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung. Wenn Sie emotionale Schwierigkeiten oder Konflikte am Arbeitsplatz erleben, wenden Sie sich an eine zugelassene Psychologin oder einen Psychotherapeuten.

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