Warum Menschen fremdgehen: Psychologische und soziale Gründe

Untreue ist immer schmerzhaft. Doch warum entsteht sie überhaupt in Beziehungen?

Untreue löst Schock, Schmerz und das Gefühl des Verrats aus. Sie stellt nicht nur das Vertrauen, sondern auch das Verständnis von Liebe infrage. Warum also gehen Menschen trotz der möglichen Konsequenzen diesen Schritt? Die moderne Psychologie und Soziologie bieten zahlreiche Erklärungen, gestützt auf Forschung und Beobachtungen menschlichen Verhaltens.

Psychologische Wurzeln der Untreue

Aus psychologischer Sicht hängt Untreue nicht immer mit einem Mangel an Liebe zusammen. Manchmal ist sie ein Versuch, ein inneres Defizit auszugleichen – das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Anerkennung, emotionaler Nähe oder nach dem Gefühl der eigenen Bedeutung.

Eine Studie, veröffentlicht auf PubMed, zeigt, dass viele Menschen, die außereheliche Beziehungen eingehen, ihr Verhalten als „Suche nach emotionaler Nähe“ und nicht nur nach körperlicher Befriedigung beschreiben. Besonders häufig betrifft dies Menschen, die sich in ihrer Partnerschaft emotional isoliert fühlen.

Beispiel aus dem Leben: Julia, 37, erzählte, dass sie ihren Mann nicht aus Leidenschaft betrogen habe, sondern aus Einsamkeit. „Er sah mich nicht mehr als Frau“, sagt sie. „Ich wollte einfach, dass mich jemand wieder mit Wärme ansieht.“ Dieses Beispiel verdeutlicht, dass Untreue oft eine Folge emotionalen Mangels ist.

Niedriges Selbstwertgefühl und das Bedürfnis nach Bestätigung

Psychologen betonen, dass Untreue auch eine Form der Selbstbestätigung sein kann. Menschen mit geringem Selbstwertgefühl suchen häufig nach äußerer Anerkennung, um sich begehrenswert, interessant und liebenswert zu fühlen.

Laut der American Psychological Association (APA) führen rund 40 % der Befragten, die Erfahrung mit Untreue gemacht haben, ihr Verhalten auf emotionale Unzufriedenheit und innere Unsicherheit zurück.

Soziale und kulturelle Faktoren

Auch gesellschaftliche und kulturelle Einflüsse spielen eine große Rolle. Im digitalen Zeitalter sind die Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichem verschwommen: Emotionale Bindungen beginnen oft mit harmlosen Online-Flirts und können sich zu realen Affären entwickeln.

Studien von Harvard Health zeigen, dass die einfache Verfügbarkeit digitaler Kommunikation die Wahrscheinlichkeit von Untreue erhöht – insbesondere bei Menschen, die sich in ihrer Beziehung gelangweilt oder unzufrieden fühlen.

Art der Untreue Hauptmotivation Typischer Kontext
Emotional Suche nach Verständnis und Aufmerksamkeit Nachrichten, Freundschaft, Flirt
Körperlich Leidenschaft, Neugier, Langeweile Gelegenheitsbeziehungen, Dienstreisen
Kombiniert Kombination aus emotionalen und körperlichen Bedürfnissen Längerfristige parallele Beziehungen

Einfluss von Familie und Erziehung

Wer in einer Familie aufwächst, in der Untreue als „normal“ galt, hat ein höheres Risiko, dieses Verhalten zu wiederholen. Eine Untersuchung von WebMD zeigt, dass Verhaltensmuster der Eltern oft unbewusst in die eigenen Beziehungen übernommen werden.

Meinung der Autorin: Untreue ist nicht nur eine moralische Entscheidung, sondern auch ein Spiegel des psychischen Zustands eines Menschen. Bewusstsein, emotionale Kompetenz und offene Kommunikation mit dem Partner sind die wichtigsten Werkzeuge, um solchen Situationen vorzubeugen.

Biologische und evolutionäre Aspekte

Einige Wissenschaftler betrachten Untreue als evolutionsbedingtes Verhalten. Laut Studien, die von der Mayo Clinic veröffentlicht wurden, kann bei Männern der unbewusste Drang bestehen, „ihre Gene zu verbreiten“, während Frauen dazu neigen, nach stabileren oder „genetisch geeigneteren“ Partnern zu suchen.

Dies ist jedoch keine Rechtfertigung, sondern lediglich ein Erklärungsansatz. Moderne Kultur und moralische Normen haben das Verständnis von Beziehungen stark verändert – menschliches Verhalten wird längst nicht mehr nur durch Instinkte bestimmt.

Wie man Untreue vorbeugen kann

Psychotherapeuten raten Paaren, auf die Qualität der emotionalen Verbindung zu achten, offen über Wünsche, Verletzungen und Erwartungen zu sprechen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verringern emotionale Unterstützung und gegenseitiges Verständnis das Risiko von Konflikten und Untreue erheblich.

Frage: Kann man Untreue vergeben?
Antwort: Ja, aber nur, wenn beide Partner bereit sind, gemeinsam an der Wiederherstellung des Vertrauens zu arbeiten und die Ursachen zu verstehen.

Frage: Bedeutet Untreue immer das Ende einer Beziehung?
Antwort: Nicht unbedingt. Manche Paare nutzen die Krise als Chance, ihre Beziehung neu zu definieren und zu stärken.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, was Treue für Sie bedeutet? Wo verlaufen Ihre Grenzen des Vertrauens – in Gedanken, Worten oder Handlungen?

Haftungsausschluss: Dieser Artikel dient ausschließlich Informations- und Bildungszwecken und ersetzt keine psychologische oder psychotherapeutische Beratung. Wenn Sie mit Untreue oder einer Beziehungskrise konfrontiert sind, wird empfohlen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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